Zunächst stand eine Schadensbestandaufnahme bzw. eine Liste der notwendigen Arbeiten bei der BM-Jolle an.  

Ø    Vordersteven an der Backbordseite, kurz oberhalb der  bestehenden Wasserlinie verrottet



Ø    Im gesamten Backbordheckbereich mehrere Mahagonileisten verrottet

Ø    Spiegel mit deutlichem Wasserschaden




Ø    Schwarze Stellen, durch rostende Nägel, im gesamten Rumpfbereich

Ø    Eine Bodenwrange im Bilgenbereich leicht angerottet

Ø    Der Großbaum trägt deutliche Abschürfkennzeichen durch den Schotwagen...

Ø    Pinne am Ruderkopf gebrochen

Ø    Im Totholz des Kiels befindet sich ein durchgehender Riß

Ø    Im (Mahagonie-) Ruderblatt befinden sich mehrere kleine Risse


Weiter wurden diese Aufgaben schnell erkennbar: 

Ø    Kiel abnehmen, zerlegen und überarbeiten - Kielbolzen durch Edelstahl ersetzen, Gewicht entrosten, versiegeln und primern

Ø    Am gesamten Rumpf die Farben abziehen – Prüfung des Zustandes




Ø    Deck im Heckbereich abziehen

Ø    Gesamtes Deck schleifen

Ø    Wantenschrauben prüfen - auf der Steuerbordseite bestehen Holzschäden in diesem Bereich. Möglicherweise von alten Schrauben, die verrostet sind?




und so sieht das dann aus...




Ø    Neuer Lackaufbau am gesamten Boot - innen wie außen

Ø    Alle Eisenteile der Ruderanlage durch Edelstahlteile ersetzen















 



Eine Schwachstelle dieses Bootstypes ist seine konstruktive Bauweise. Auf die vorhandenen Wrangen und Mallen wurden die Leisten
(18 x 24mm) einfach draufgenagelt. Genauer: Einmal drauf und auch quer. Solange die Nägel im Holz verbleiben ist dies kein Problem, aber wehe, sie kommen mit Wasser in Berührung.




















Was anschließend beim Kleben mit Epoxy aussieht wie eine ordentliche Sauerei, zeigt sich im Endergebnis als „rundum neu“.










Monate später sieht es nach einer Saison so aus...




































Lang ersehnt - der Stapellauf!




Abschließend muß ich anmerken, daß es zu keiner Zeit ein Problem gab, daß sich nicht irgendwie aus der Welt schaffen ließ. Viel Fachliteratur lesen, fachmännische Hilfe, gesunder Menschenverstand und Verständnis für Material und Boot mußten zwangsläufig in einem positiven Ergebnis enden. Mit Ruhe und Besonnenheit (die bayrische Lebensphilosophie dafür lautet: „es pressiert überhaupt nix...“) und vor allem viel Liebe zum Detail wurde dem alten „Vrijbuiter“ wieder seine ganze Schönheit zurückgegeben - und ich glaube fest daran, daß es ihm auch gefällt, frei nach dem Motto: "People don't find boats, boats find people."...
MO



PS: Meines Erachtens hilfreiche und sehr lesenswerte Quellen sind:

Ø    Bootsbau, praktischer Schiffbau von A. Brix, Reprint nach der 7. Auflage von 1929 im Egon Heinemann Verlag, ISBN3-87321-9905-1982, ein Muß zur Typenübersicht

Ø    Holzbootsbau von Curt W. Eichler,
Heel Verlag GmbH, ISBN 3-924381-29-1

Ø    Pflege von Holzbooten von Björn-Peter Behrens
Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-0955-2

Ø    Lehrhefte für Boots- und Schiffbau, Nr. 1 und 4 im Verlag für Bootswirtschaft, Hamburg

- mein Lieblingsbuch zum Thema ist :

Holzboote von Thomas Larsson, Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-1677-x,


Kontakt: holzsegelboot@t-online.de

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